Zypern ist im Frühjahr ein grünes, blühendes Eiland mit milden Temperaturen. Nach dem Ende der Regenzeit wird der winzige Staat ein Magnet für Ausdauersportler, Wracktaucher und Wanderer. Die drittgrößte Insel im Mittelmeer glänzt mit abgeschiedenen Bergdörfern, lebhaften Großstädten und dem wohl größten versunkenen Schiff in Südeuropa: Der Zenobia. In jedem Fall führt bei einer Visite kein Weg an der konfliktreichen Geschichte der Einheimischen vorbei. Denn Gegensätze sind im Land der Zyprioten allgegenwärtig. Ein Reisebericht über einen außergewöhnlichen Tauchurlaub auf Zypern.
Zsolt „George“ Teplan kennt sich aus auf Zypern. Der gebürtige Ungar lebt seit zwei Jahren mit seiner kleinen Familie auf der Insel und arbeitet sehr erfolgreich als Tauchbasisleiter. George kennt die Insel mittlerweile wie seine Westentasche. Das milde Klima und die hohe Lebensqualität haben ihn hergezogen.
Er hat das Land lieben gelernt: “Du kannst hier im Winter morgens Ski fahren und am Nachmittag bei fast dreißig Grad Wakeboarden. Im Gebirge gibt es ein Skigebiet mit sieben Skiliften”, erzählt George. “Wo ist das sonst möglich?” In seiner Obhut verbringe ich meinen Zypern-Tauchurlaub und sollte einen wirklich unglaublich abwechslungsreichen und auch Kultur gehaltvollen Urlaub auf der Insel verbringen.
Tauchurlaub auf Zypern – abwechslungsreiches Mittelmeerziel mit bewegter Geschichte
Zypern ist enorm abwechslungsreich und ein Ort der Kontraste: ewig lange Sandstrände gehen in Steilküsten über, ruhige Bergdörfer mit gut versteckten Geheimtipp-Restaurants existieren neben Metropolen wie Limassol, Kyrenia und der Hauptstadt Nikosia, in denen Tag und Nacht das Leben tobt. Sowohl auf der griechischen als auch auf der türkischen Seite gibt es zahlreiche Hochschulen und ausgezeichnete, international beachtete Universitäten wie die amerikanische Hochschule in Kyrenia. Wirtschaftlich ruht das kleine EU-Mitglied nach wie vor auf seinem Bankenwesen, das ein Jahr nach dem GAU wieder „business as usual“ betreibt.
Mit Panik in den Augen berichten die Zyprer, wie sie im vergangenen Jahr keine Euros mehr aus den Geldautomaten bekamen. Nur Bares war Wahres. Aber jetzt ist alles wieder gut, versichern sie. Der Wohlstand ist zurückgekehrt. Von ihrer Heimat hingegen schwärmen sie: Die Insel blüht in den Wintermonaten, denn das Klima ist subtropisch und gehört damit zu den besten Reisezielen für einen sonnigen und warmen Winterurlaub.
Die Luft riecht nach Orangenblüten und Seeluft. Sogar Bananen werden in einigen Gegenden angebaut. Die Sommer sind im Gegensatz zum Frühling Mittelmeer-typisch heiß und trocken. Manchmal bleibt monatelang der Regen aus, sodass selbst hartgesottene Insulaner unter den Temperaturen und dem Wassermangel ächzen.
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Zypern-Tauchurlaub – Tauchen an der Zenobia ein imposantes Vergnügen
Kapitän Nikos Mentonis ist Skipper aus Leidenschaft. Mit seiner Motoryacht Atlantis bringt er mehrmals täglich Taucher zur Zenobia, einem der berühmt berüchtigtsten Wracks der Welt. Er ist längst geschäftig, als wir als erste Tauchgruppe beim Boot aufschlagen. George bringt gemeinsam mit uns das Equipment an Bord. “Good morning, Captain!” grüßen wir. Man möchte den Seebären mit der ledrigen, sonnenverbrannten Haut und der Fliegerbrille nicht vergrätzen. “Morning”, murmelt er, ohne aufzublicken. Er macht die Taue los und die nur fünfminütige Überfahrt zum Wrack beginnt – wir sind schließlich im Tauchurlaub.
Zeit für einen kleinen Plausch. Einmal gefragt, erzählt der Captain seine ganze Lebensgeschichte: „Once I was a simple fisherman“, beginnt er, und erzählt in gebrochenem Zyprioten-Englisch vom Untergang der Zenobia und von den dramatischen letzten Stunden. Er hat gesehen, wie das Schiff nur ein paar 100 Meter vor der Hafeneinfahrt in Schräglage kippte. Wie alle in Panik waren und evakuiert wurden. „Keiner hat geglaubt, dass das Schiff wirklich sinkt“, erzählt der heutige Geschäftsmann und Besitzer von Atlantis Seacruises, einer kleinen Ausflugsreederei. “Das war alles nur ein Fehler des Computers. Es sah so aus, als würden die das schon hinbekommen!” Am nächsten Morgen habe ihn seine Ehefrau aus dem Bett geholt, weil das riesige Schiff gesunken und das Meer voller Treibgut war. Das sei alles unter mysteriösen Umständen passiert, verrät er.
Untergang der Zenobia – steckte der Mossad dahinter?
Ein Zypern-Tauchurlaub beinhaltet auch direkt ein paar Elemente eines Agenten-Thrillers. Manche glaubten an Versicherungsbetrug oder daran, dass der israelische Geheimdienst Mossad dahintersteckte, weil das Schiff ja an Syrien ausgeliefert werden sollte. Leute seien an diesem Morgen zum Strand gekommen und hätten alles aus dem Wasser gefischt, was noch brauchbar war: Kühlschränke, Gepäck, Kleidung, Ausrüstung. Während die Atlantis das Wrack ansteuert, erzählt Nikos Mentonis mit vollem Herzblut, dass er nach dem Untergang der Fähre schon bald die ersten Taucher mit seinem Fischerboot zur Zenobia gefahren habe. “Das war 1980”, weiß er. Fortan kamen immer mehr Abenteurer, um tief ins Wrack zu tauchen. So ließ auch das erste Opfer nicht lange auf sich warten. Er hieß Alberto und war Spanier. Er war mit seiner Freundin und einem weiteren Pärchen unterwegs.
Das zweite Paar ist umgekehrt, als es zu brenzlig wurde, aber Alberto und seine Partnerin sind tief ins Wrack getaucht. Kapitän Mentonis saß oben auf seinem kleinen Fischerboot und hat auf die Taucher gewartet. Er sei ganz nervös gewesen, berichtet er. Das andere Pärchen kam zurück. Alberto nicht. Retter und Polizei sind angerückt, haben den Captain befragt, sodass Rettungstaucher schließlich die Freundin von Alberto entdeckt hätten.
Sie habe sich in eine Luftblase im Schiff gerettet und gegen ein Fenster geklopft, als die Retter kamen. Alberto hatte nicht so viel Glück. Er konnte nur noch tot aus den verworrenen Gängen im Schiff geborgen werden. Der Skipper hat im Laufe der Jahre viele Leute sterben sehen. Jedes Jahr gebe es tödliche Unfälle, erzählt der ehemalige Fischer. „Geht nicht ins Wrack!“ warnt er: „Schön draußen bleiben. Taucht auf keinen Fall rein, dort seid ihr nicht sicher – und nicht versichert! Keine Tauchversicherung zahlt, wenn Euch was passiert“. Er wird richtig böse und schaut die Tauchgruppe eindringlich an.
Zypern-Tauchurlaub ist Abenteuer-Tauchen
Zeit, sich fertig zu machen. Anzüge an, Tauchcomputer auf 32% Nitrox umstellen, Buddy Check machen – und mit einem beherzten Sprung vom Boot ins Wasser. Instruktor George taucht vorweg und kopfüber ins Blaue. Das Wrack zeichnet sich nur langsam ab. Undefinierbar, welcher Schiffsteil genau das jetzt ist, bis die Taucher eine der riesigen Schiffsschrauben entdecken. Eines der ersten Ziele und gleichzeitig für diesen Tauch-gang die tiefste Stelle auf den mit 32% Nitrox erlaubten knapp 30 Metern. Weil das Schiff ja sauber auf der Seite liegt, ist nur eine Schiffsschraube in dieser Tiefe erreichbar. Ein gewaltiger Stahlkoloss! Ein Taucher ist winzig daneben! Von dort geht es weiter zu den Ladeklappen, über die die für Syrien bestimmten LKWs und Trailer in Schweden aufs Schiff gefahren wurden.
Speziell hier am Heck tummeln sich tausende kleiner und großer Fische. Viele tausend silberne Brassen begleiten die Gruppe. Barrakudas auf der Jagd scheuchen ganze Schwärme um das dicht bewachsene Wrack. Begleitet werden sie von einer Schule großer, silberner Thunfische und etwas kleinerer, hübsch gemusterter Zackenbarsche. Als Taucher hat man den Eindruck, als würden die unterschiedlichen Jäger Teamwork betreiben und sich die Beute gegenseitig in die Flossen treiben. Gleitet man um die gewaltigen Lade-klappen herum, taucht man automatisch auf das Fahrzeugdeck, das wie eine Steilwand senkrecht steht.
Die Fische sind nicht scheu und begleiten die Tauchgruppe. Die Brassen schwimmen wie eine Wolke um die Buddy Teams, während die Barrakudas in Lauerstellung in größerer Entfernung bleiben. Unter uns liegen noch die Lastkraftwagen, wie sie vor knapp 35 Jahren vom auf dem Deck ineinandergerutscht sind, als das Wrack in Seitenlage auf dem Meeresboden aufschlug.
Tauchen an der Zenobia – noch immer sieht man die LKWs
Einige Trailer und Zugmaschinen ragen noch aus dem riesigen Schrotthaufen empor. Einerseits sind sie bewachsen, andererseits erkennt man sogar noch heute problemlos das Profil der Reifen. Am Ende des Decks wird die Ladefläche von den Personendecks überspannt. Dort lädt das mächtige Autodeck zum Hineintauchen ein und man kann sich lebhaft vorstellen, wie Alberto und seine Freundin hier hineingetaucht sind, angezogen von der Faszination des Unbekannten und der Räume, die weit tiefer im Schiff liegen und über die Sicherheitsschleusen auf dem Autodeck erreichbar sind.
Ein paar Stockwerke höher lässt sich etwas gefahrloser in die Zenobia eindringen. Das Oberdeck hat eine Einstiegsstelle und mündet nach einem knapp 100 Meter langen Korridor in die Brücke, aus der man heraustauchen kann. Kleinere Fenster lassen Licht herein.
Aber vorsicht! Als Notausgang aus dem engen Korridor lassen sie sich nicht benutzen. Einmal drinnen, geht es nur noch in eine Richtung: nach vorne. Vorbei an Toiletten, alten Decken, Stromkästen, einer Kaffeemaschine und durch die Überreste der Kommandobrücke. Alles ist voll mit spitzen, rostigen Ecken und Kanten.
Wieder draußen wartet auf einem Treppenabsatz ein großer, geselliger Zackenbarsch. Nicht nur, dass er keine Angst vor Tauchern hat und Neu-gierige bis auf fünfzig Zentimeter an sich heranlässt. Der Zacki verteidigt seinen Treppenabsatz auch vehement und verscheucht neugierige Taucher völlig angstfrei aus seinem Revier. Glücklicherweise ist mittlerweile sowieso Zeit für den Aufstieg. Ein Blick auf die Taucheruhr offenbart, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist. Auch an diesem Tag wartet Kapitän Mentonis wieder auf zwei Taucher.
Während alle anderen zurück an Bord sind, fehlen die beiden. Ein Armeetaucher und sein Begleiter sind nach einer Stunde Tauchzeit immernoch nicht zurückgekehrt. Die Stimmung an Bord ist angespannt. Zuerst keine Spur, dann erscheinen plötzlich Luftblasen unter dem Boot. Alle sind erleichtert. Beide sind bei ihrer Unterwassertour tief in die Deko gerutscht und hängen für ihren Dekostop nun noch über eine halbe Stunde an der Ankerleine, während der Rest an Deck in der Sonne liegt und warten muss.
Der Captain schäumt vor Wut und marschiert ganz nervös auf dem Deck auf und ab. Aber im Gegensatz zu vergangenen Tagen und Albertos Zeiten nicht mehr aus Sorge um die waghalsigen Taucher, sondern lediglich, weil er einen Freund am Flughafen abholen will und wohl zu spät kommen wird, um ihn zu empfangen.
Nikosia auf Zypern – die letzte geteilte Hauptstadt der Welt
Auf ein paar Roadtrips zeigt mir George die Insel. Der erste führt in den Nationalpark Cape Greco in die Nähe der des zyprischen Ballermann-Pendants Ayia Napa. Dort befinden sich in einem Naturpark neben einer Offshore-Militärbasis und einer typisch klischeehaft weiß-blauen Kapelle am Fuß des Kaps auch einige interessante Höhlensysteme mit ungewöhnlichen Gesteinsformationen, die sich leicht begehen lassen und auch unter Wasser fortsetzen. Wir starten hier zu einem kleinen Tauchgang, um unsere Felsforschung noch etwas ausweiten zu können. Viele Meerestiere sind hier heimisch und das Meer ist keinesfalls so leer, wie viele behaupten: Sepien und Trompetenfische sind dort keine Seltenheit und die Lichtverhältnisse lassen die mediterrane Unterwasserlandschaft funkeln.Geisterstadt Famagusta: Gruselige Zeugin der Vergangenheit
Unweit des Kaps liegt die mysteriöse Geisterstadt Famagusta. Genau genommen handelt es sich um den Stadtteil Varosia, der einst ein aufblühender Touristenort mit Hotels am Meer war. Heute kann man sich dem Ort von griechischer Seite nur noch bis auf zehn Kilometer Entfernung nähern, weil er im Niemandsland zwischen Norden und Süden liegt. Vieles ist dort ist noch heute erhalten, wie die Menschen es 1974 verlassen haben, als die türkische Invasion begonnen hat.
Der einzige Aussichtsposten von griechischer Seite hat einen eigenen, angeschlossenen Streichelzoo, um das Geschäftsfeld zu erweitern. Blickt man von dort auf die gespenstisch verfallenden Bettenburgen von Varosia, den UN Sicherheitsposten und die gesicherte Pufferzone, wird schnell deutlich, dass hier am östlichen Rand der Europäischen Union etwas im argen liegt. Dies wird auf unserem zweiten Roadtrip umso deutlicher. Nördlich von Larnaca in der Mitte der Insel liegt die Hauptstadt Nikosia. Sie ist die letzte, durch eine bewaffnete Grenze geteilte Hauptstadt der Welt.
Einige der Einwohner nennen sie treffend “Berlin No. 2”. Die Grenze verläuft einmal inmitten des historischen Stadtkerns, der etwa zur Hälfte türkisch und zur Hälfte griechisch ist. Dazwischen liegt ein Streifen – die „buffer zone“ mit verwaisten Häusern, in denen sich häufig Scharfschützen und Soldaten positionieren. So etwa stellt man sich einen Schauplatz im Bürgerkrieg vor.
Zweigeteiltes Zypern – der türkische Teil von Nikosia
Ein paar Straßen weiter ist der Checkpoint. Man muss sich hier am Grenzübergang an einer langen Schlange anstellen und ein Tagesvisum holen, um in den türkischen Teil zu gelangen. Der Aufwand der Reise lohnt sich! Denn auf der anderen Seite der Grenze erwartet den Besucher eine komplett andere Welt: Nicht nur, dass alle Schilder auf Türkisch sind, und anderes Bier ausgeschenkt wird – die gesamte Atmosphäre ist ganz anders als im nur einige Meter entfernten griechischen Teil.
Moscheen und Basare prägen das Stadtbild. Die Altstadt erinnert ein wenig an eine Mischung aus Khan Khalili in Kairo und dem türkischen Ferienort Bodrum. Schon aufgeräumt, aber lebhaft wie im Nahen Osten. Vom Okzident in den Orient sind es auf Zypern nur ein paar Schritte! Wer mit dem Auto die Grenze überquert, braucht zusätzlich eine neue Versicherung für den Wagen. Denn die griechische Versicherung gilt im Norden nicht. Der türkische Teil von Nikosia wirkt weitaus turbulenter. Während der Süden absolut westlich geprägt ist mit Shopping Malls, ist der Norden ein Hauch mehr orientalisch orientiert.
Gewürz- und Teppichhändler liegen Tür an Tür mit architektonisch wunderschön gestalteten Moscheen – ein wenig erinnert es an Kairo, Hurghada oder Sharm El Sheik in Ägypten. Gemütliche Restaurants und Kaffeehäuser sind gut besucht. Alte Männerunden sitzen bei Tee und Wasserpfeifen zusam-men. Empfehlenswert ist, im Innenhof des Büyakhan einzukehren. Das antike Gebäude war einst Unterkunft für Karawanen und ist heutzutage Restaurant, Basar und Schattenspender in den heißen Sommermonaten.
Zyperns Grenze – ein Besuch im türkischen Norden
Die Bewohner der Südseite lassen leicht den Eindruck entstehen, dass der Norden völlig unterentwickelt ist. „Pass auf, dort bist du nicht versichert!“ wurde mir gesagt. „Besser nicht dorthin!“ Das stimmt so nicht. Fakt ist lediglich, dass die türkische Republik Nordzypern nur von der Türkei und Aserbaidschan anerkannt wird. Trotzdem ist die Region alles andere als rückständig. Denn das große Nachbarland leistet stille Entwicklungshilfe. Fährt man von Nikosia aus gen Norden, sieht man auf frisch ausgebauten Autobahnen westliche Industriegebiete mit Bau-Elektronik- und Supermärkten sowie Fast Food Ketten vorbeiziehen.
Die nordzyprische, muslimisch geprägte Bevölkerung ist aufgeschlossen, herzlich und absolut fortschrittsgewandt. Ganz im Norden hinter einer langezogenen, hohen Gebirgskette erreicht man sodann auch Kyrenia, eine große Hafenstadt an der Küste, die zu den schönsten Plätzen der Insel gehört. Diese Stadt ist voll mit orientalischem Scharm und gleichzeitig absolut modern geprägt. Junge Leute feiern die Nächte in den Bars und Clubs der Stadt durch, am Hafen gibt es feinste Restaurants und in den kleinen, antiken Gassen scheint die Zeit still zu stehen. Kyrenia (türk. Girne) ist sicherlich eine der schönsten Städte der Insel. Das einzige, was noch charmanter ist als Kyrenia selbst, ist ein winziges, vorgelagertes Bergdorf oberhalb der Stadt.
Das ehemals griechische Dorf wurde nach der Invasion komplett enteignet. Die Griechen sind damals in den Süden geflohen. Westliche Aussteiger haben sich derweil dort niedergelassen und bewohnen nun die Häuser, die es zum Wohnen oder als Investment zu Schnäppchenpreisen ab 20 000 Euro gab. Viele Deutsche, Engländer, Schotten und etliche andere Nationen haben dort in den verwinkelten Gassen in einem Meer aus Blumen und Palmen ihre Flaggen gehisst oder Sprüche in ihrer Landessprache an die Haustüren ge-schrieben. Wunderschön ist der Ausblick von Dorf über das weitläufige Tal auf Kyrenia und aufs Mittelmeer. Kleiner Wehrmutstropfen: Sollte sich die beiden Landesteile in den nächsten Jahren wieder vereinen, müssen die ausländischen Bewohner vermutlich ihre Domizile an die Griechen zurückgeben.
Kyrenia – wunderschöne Hafenstadt im Norden von Zypern
In Kyrenia am Hafen trifft man sich derweil zum Mittagessen in einem der zahllosen Restaurants. Am Tisch sitzen der Tauchbasis- und Barbesitzer Asim Uygur, die deutschstämmige Tourismusexpertin Irene Raab Marancos, außerdem ein Architekt und der Restaurantbesitzer Aydin Canlibalik. Alle verstehen sich, man spricht gewissermaßen dieselbe Sprache. Auf dem Tisch stehen Meze, was in etwa mit portugiesischen Tapas vergleichbar ist. Köstlichkeiten in kleinen Portionen, zu denen frisches Brot gereicht wird. Dazu gibt es eine riesige Platte mit lokalem, gegrilltem Fisch, der sich in seiner Vielfalt eins zu eins auch an einigen Tauchplätzen unter Wasser beobachten lässt. Aydin erzählt, dass er kurioserweise nach der türkischen Invasion 1974 von Zygi im Süden nach Girne umgesiedelt ist.
So heißt sein Restaurant auch übersetzt: „Fischer aus Zygi“. Der ehemalige Fischer fühlte sich dem Norden zugehörig. Kurios ist das, weil es nach den Geschehnissen `74 eine kleine Völkerwanderung gab: Zehntausende Türken aus dem Süden gingen in den Norden, Griechen im Norden taten gut daran, in den Süden zu wechseln. „Alles wegen des Misstrauens gegenüber der anderen Seite“, erklärt mir der Geschäftsmann Asim. Im Gespräch beim Mittagessen erfährt man vor allem zwei Dinge über den Konflikt der Zyprer: es ist faktisch unmöglich, einer Seite die alleinige Schuld am Konflikt zu geben.
Und für die Menschen auf beiden Seiten der Grenze ist der Konflikt immernoch allgegenwärtig. Sie haben ein großes Bedürfnis, über ihre Version der Ereignisse zu sprechen. Tauchlehrer George hat Freunde und Bekannte auf beiden Seiten der inner-zyprischen Grenze. Der Instruktor ist neutral: ”Meine Erfahrung ist, dass die türkischen und die griechischen Zyprioten viel mehr gemeinsam haben als der Norden und die Türken“. Diese Ansicht wird von vielen Zyprioten auf beiden Seiten der Grenze geteilt. Zwar gibt es überall viele Nationalisten, aber noch mehr Menschen sind offen und auf Ausgleich aus. Zuletzt haben sich die Regierungen des Nordens und Südens wieder zu Gesprächen getroffen. Man mag darauf hoffen, dass sie sich früher oder später einigen, die Grenze wieder vollständig zu öffnen. Am Mittagstisch hofft dies zumindest jeder.
Tauchen kann man in Nordzypern übrigens auch sehr gut. Für Tauchgänge ist an diesem Tag leider die See zu rau und der Nordwind zu frisch. Zum Glück weiß Asim lebhaft von Amphoren, Flugzeug-wracks und sogar zwei verschiedenen Sorten Meeresschildkröten an den zahl-reichen Tauchspots entlang der Nordküste zu berichten. Thunfische und Zacken-barsche gebe es hier sehr viele. Er sagt, im Norden sei sehr viel Strömung und deshalb seien die Tauchgebiete hier dem Roten Meer ähnlicher als dem Mittelmeer. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Was hingegen mit Sicherheit stimmt, ist, dass Zypern nicht nur eine Insel der Gegensätze, sondern auch der Gemeinsamkeiten und des Ausgleichs ist.
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Wo wir in unserem Tauchurlaub auf Zypern residiert haben
Wohnen: Aldiana Club Zypern
Das Clubhotel Aldiana Zypern liegt bei Alaminos im Süden der Insel, etwa 20 Minuten vom Larnaca International Airport entfernt. Der dezentrale Hotelkomplex befindet sich direkt am Meer und bietet perfektes Ambiente in einer unverbauten, grünen Hotelanlage. Aldiana steht für Premium – Cluburlaub auf höchsten Niveau. Der Anbieter hat ein umfangreiches Sportprogramm von Tauchen, Tennis bis hin zu außergewöhnlichen Sportarten wie Bogenschießen im Programm. Auch kulinarisch spielt das Hotel dank abwechslungsreicher Küche und Cooking-Events mit namhaften Köchen in der ersten Liga mit.
Tauchen: Diving Centers Werner Lau Zypern
Die Tauchbasis liegt zentral im Strandpavillon des Aldiana Clubhotel Zypern. Sie ist mit neustem Equipment für bis zu 50 Taucher gleichzeitig ausgestattet. Das Five Star Center hat einen eigenen Kompressor und bietet zudem Nitrox an. Basisleiter Zsolt „George“ Teplan und Instruktor Balasz „Angel“ Angyal sind ein eingespieltes Team und arbeiten seit vielen Jahren zusammen, auch schon auf der Werner Lau-Basis in Sharm El Sheik. Beide sind neben ihrer Tauchkarriere auch Wasserski- und Wakeboardlehrer. Kleinere Reparaturen können sie in ihrer hauseigenen Werkstatt in der Basis übernehmen.
Reisebericht aus Zypern – Die Insel der Gegensätze ist ein geteiltes Paradies
Mein Besuch auf Zypern war eine denkwürdige Reise, die ich so schnell nicht vergessen werde. Die Insel im östlichen Mittelmeer gehört ganz sicher zu den schönsten Orten der Welt. Sie ist so groß, dass man im Landesinneren leicht vergisst, dass man nicht auf dem Festland ist. Täler mit weitläufigen Olivenhainen werden umlagert von kleinen Hügeln und großen Gebirgsketten. Der Olympos im Troodos Gebirge ist sogar knapp 2000 Meter hoch. Teilweise liegt noch Schnee, wenn im Tal die Bananen und Orangen blühen. Versteckte Bergdörfer mit wunder-schönen griechisch-orthodoxen Kirchen bieten Ruhe, Entspannung und die Chance auf echte Geheimtipp-Restaurants der einheimischen, zyprischen Küche.
Ganz im Gegensatz dazu stehen die Partyhochburgen Limassol, Ayia Napa und Nikosia mit ihren Bars, Einkaufsmeilen und dem westlich-europäischen Nachtleben. Auch in Kyrenia im muslimisch geprägten Norden tobt das Leben am Tag und in der Nacht. So ist Zypern eine Insel der Gegensätze wie Wakeboarden und Snowboarden an einem Tag: Ruhe und Abgeschiedenheit gehen Hand in Hand mit Lebensfreude und Lebhaftigkeit. Zwei Landesteile, die vom Konflikt tief gespalten sind, haben trotz der Jahrzehnte schwelenden Konflikts mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Ich hoffe, das ist in meinem Reisebericht aus Zypern deutlich geworden.
In Pyla in der Nähe von Larnaca zeigt sich dieser Zusammenhang am besten: Nur hier leben Süd- und Nord-Zyprer Seite an Seite. Im Ort gibt es eine Moschee und eine griechisch-orthodoxe Kirche. Die Hälfte der Straßennamen ist türkisch, die andere Hälfte griechisch. Beide Seiten haben je eine eigene Schule. Auf den Hügeln über der Stadt thronen gesicherte türkische Militärposten. Im Dorf residiert die „Peacekeeping Force“ der Vereinten Nationen. Und dennoch: Im Dorfzentrum vor dem UN-Posten treffen sich die alten Männer beider Seiten häufig zum Back-gammon. Sie sind befreundet und pflegen einen respektvollen Umgang. Vom Konflikt ist zwischen den alten Herren nichts zu spüren. Dispute gibt es hier höchstens darüber, ob das türkische oder das griechische Bier besser schmeckt.
Wart Ihr schon einmal im Urlaub oder zum Tauchen auf Zypern? Teilt Eure Erfahrungen in den Kommentaren.
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