Malediven-Meeresbiologin Chiara Fumagalli im Interview

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Chiara Fumagalli hat ihren Traum zum Beruf gemacht: Die 41jährige arbeitet auf den Malediven als Meeresbiologin im Baa Atoll für die Resorts der Coco Collection und verbringt ihre Arbeitszeit vorwiegend am oder tauchend mit Pressluftflasche im Meer. Ich bin für Just-Wanderlust.com mit der „Schildkrötenflüsterin“ zum Hai-Tauchen und auf der Suche nach Mantarochen gewesen. Ein Interview mit einer echten Vollblut-Meeresschützerin. 

Die gebürtige Mailänderin Chiara Fumagalli setzt sich in ihrem Berufsalltag für Schildkröten und Mantas ein. Sie hat einige wichtige Schutzprojekte ins Leben gerufen und ist eine der wichtigsten Aktivistinnen, wenn es um den Tierschutz und Umweltschutz im Inselstaat geht. Ich habe für Just-Wanderlust.com die „Schildkrötenflüsterin“ in ihrem Büro auf der Insel Coco Palm Dhuni Kolhu getroffen. Die Luxusinsel im Baa Atoll ist eine der ältesten und schönsten Resortinseln der Malediven. Viele Urlauber kommen hier her, um einen entspannten Strandurlaub zu verbringen, zu baden und sich in den ausgezeichneten Restaurants verwöhnen zu lassen.

Aber viele Reisende wollen auch die Meereswelt der Malediven kennen lernen, schnorcheln, tauchen gehen und vor allem auch die Meerestiere wie Mantarochen, Walhaie, Schildkröten und die Malediven-Haie entdecken. Chiara Fumagalli unterstützt die Menschen dabei, führt Tauchgänge und gibt den Gästen wichtige Hintergrundinfos zur Natur und Tierwelt. So kommen Reisende am Ende ihres Aufenthalts mit neuem Wissen nach Hause und setzen sich dann hoffentlich ebenfalls für den Meeresschutz ein – getreu dem Motto „Man schützt, was man liebt“.

Chiara arbeite mittlerweile nicht mehr auf den Malediven. Sie ist zwischenzeitlich nach Europa zurückgekehrt. Das Interview hat dennoch nicht an Aktualität verloren.

Die gebürtige Mailänderin Chiara Fumagalli ist Meeresbiologin auf den Malediven und hat ihren Traum zum Beruf gemacht. Foto: Sascha Tegtmeyer
Die gebürtige Mailänderin Chiara Fumagalli ist Meeresbiologin auf den Malediven und hat ihren Traum zum Beruf gemacht. Foto: Sascha Tegtmeyer

Video – Das Olive Ridley Project setzt sich für Schildkröten im Indischen Ozean ein

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Das Olive Ridley Project setzt sich für Schildkröten im Indischen Ozean ein.

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Sie sagten: Viele Meereswissenschaftler leben in Großstädten weit weg von der Küste. Wann und wie haben Sie den Weg von Milano auf die Malediven und vor allem zur Coco Collection gefunden?

Chiara Fumagalli: Das Aufwachsen in einer großen und überfüllten Stadt wie Mailand hat mich von einem tropischen Paradies träumen lassen, seitdem ich ein Kind war – und ich bin da sicher nicht die Einzige! Während der Sommerferien am Meer begann meine tiefe Faszination für die Meeresbewohner und ich beschloss schon früh, Meeresbiologie zu studieren. Im Jahr 2001 – kurz nach meinem Abschluss – hatte ich die Chance, auf den Malediven zu arbeiten und für zwei Monate war ich im Coco Palm Dhuni Kolhu. Es war Liebe auf den ersten Blick! Ich habe mir geschworen, dass ich wieder hierher komme, und zehn Jahre später kam ich tatsächlich zurück!

Warum haben Sie sich für Coco Palm Dhuni Kolhu entschieden?

Chiara Fumagalli: Von all den schönen Inseln der Malediven hat Coco Palm Dhuni Kolhu mich durch ihre isolierte Lage, den luxuriösen Auftritt und gleichzeitig die wilde Vegetation überzeugt – eine einzigartige Kombination und auch eine atemberaubende Aussicht. Die Tatsache, dass grüne Meeresschildkröten häufig die Insel zur Eiablage besuchen, ist auf jeden Fall ein weiterer Pluspunkt!

Schildkröten sind die schönsten Geschöpfe der Welt!

Chiara Fumagalli

Was hat Sie zur Meeresbiologin gemacht? Was bedeutet die Unterwasserwelt für Sie?

Chiara Fumagalli: Ich bin von Natur aus neugierig und immer angetrieben, neue Dinge und Orte zu entdecken. Die Meeresoberfläche sah für mich immer wie eine dünne Barriere aus, die ich passieren musste, um den Zugang zu einer anderen Welt zu gewinnen. Und das ist die Unterwasserwelt für mich: eine ganz andere und faszinierende Welt, gefüllt mit faszinierenden Kreaturen, mit denen das Leben auf dem Land stark verbunden ist.

Tauchgangsplanung: Die Gäste sollen sich an den Projekten beteiligen, indem sie Fotos der Schildkröten und Mantas machen. Foto: Sascha Tegtmeyer
Tauchgangsplanung: Die Gäste sollen sich an den Projekten beteiligen, indem sie Fotos der Schildkröten und Mantas machen. Foto: Sascha Tegtmeyer

Sie haben mir gesagt, Schildkröten sind die schönsten Geschöpfe auf der Welt. Was macht sie so faszinierend?

Chiara Fumagalli: Das ist eine lange Liste! Man bedenke nur, dass sie seit Millionen von Jahren auf diesem Planeten leben und das, obwohl sie nur sehr geringe Überlebensrate haben – nur ein Jungtier von 1.000 erreicht das Erwachsenenalter. Und sie sind in der Lage, Langstreckenwanderungen durch alle Ozeane zu unternehmen, um ihre Brut- und Futterplätze zu erreichen, ohne sich zu verirren. Dabei überwinden sie zahllose Gefahren.

Die Karettschildkröten, die zu den häufigsten Spezies auf den Malediven gehört, ist derzeit in der Roten Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ aufgeführt. Das bedeutet, dass die Tiere ähnlich wie viele Hai-Arten in freier Wildbahn am Rand des Aussterbens sind. Und das ist vor allem auch die Schuld des Menschen: Ausbeutung für den Handel, Beifang in der Fischerei, Bootkollisionen und Meeresverschmutzung fordern ihren Tribut.

Sie sind die Gründerin des Coco Palm Schildkröten-Erhaltungsprojekts. Wie funktioniert das und was sind die Fortschritte des Projekts?

Chiara Fumagalli: Auf Coco Palm Dhuni Kolhu haben wir verschiedene Projekte im Zusammenhang mit Meeresschildkröten und alle von ihnen sind miteinander verknüpft. Im April 2013 begann ich mit dem Meeresschildkröten-ID-Projekt, in dem bis heute ungefähr 130 Meeresschildkröten gezählt wurden, die alle mit einem Code und einem Namen versehen wurden, die in der Umgebung von unserem Resort angetroffen wurden. Insgesamt gab es sagenhafte 660 registrierte Schildkröten-Sichtungen! Alle Menschen auf Coco Palm Dhuni Kolhu – Meeresbiologen, Gäste und Mitarbeiter – haben sich bei der Identifikation der Schilkröten beteiligt, indem sie beim Tauchen und Schnorcheln Bilder von jeder Meeresschildkröte aufgenommen haben. Jede Begegnung wird in unserer Datenbank registriert.

Der Hauptgrund für den Erfolg dieses Projekts ist die Teilnahme aller Gäste und Mitarbeiter! 20% aller Schildkröten-Sichtungen wurden von ihnen gemacht! Es gibt zahlreiche Sichtungen der Gäste wie die Meeresschildkröte Margo, die am Hausriff von Coco Palm Dhuni Kolhu wohnt und die wir Meeresbiologen bisher selbst noch nicht gesehen haben. Unsere Schildkröten-Datenbank wird mit dem nationalen Turtlewatch-Programm der Malediven in Kooperation mit der Forschungsstelle in Malé geführt. Ziel ist es, die Größe und die Struktur des Meeresschildkröten-Population der Malediven zu verstehen.

Bei Coco Palm Dhuni Kolhu sind wir auch sehr glücklich, Grüne Meeresschildkröten an unseren Stränden nisten zu haben. Unser Nest-Schutz-Programm sieht vor, dass jeder auf der Insel sich aktiv an der Suche nach neuen Nestern beteiligt – vor allem auch eine Aufgabe für unser Sicherheits-Team, das verantwortlich ist, “Nistplatz Warnungen” herauszugeben, wann immer sie Schildkröten-Spuren oder einen neuen Nistplatz in der Nacht sehen. Alle Nester sind eingezäunt und werden bei Bedarf verlegt, sodass alle wichtigen Daten gesammelt und in der Turtlewatch-Datenbank registriert werden können. Im Jahr 2015 konnten wir 20 Grüne Meeresschildkröten auf Dhuni Kolhu beim Nisten beobachten – die höchste Anzahl, die wir jemals bei uns hatten. Hoffentlich werden wir diesen Rekord in 2016 brechen!

Trauminsel Coco Palm Dhuni Kolhu: Das Resort gehört zu den ältesten auf den Malediven. Foto: Sascha Tegtmeyer
Trauminsel Coco Palm Dhuni Kolhu: Das Resort gehört zu den ältesten auf den Malediven. Foto: Sascha Tegtmeyer

Sie sagten, dass Sie Praktikanten beim Bewerbungsgespräch eine spezielle Frage stellen: Was ist das und warum ist das so wichtig?

Chiara Fumagalli: Das Meeresbiologie-Praktikum bei der Coco Collection ist hart, und das ist kein Geheimnis! Ich bin immer auf der Suche nach sehr leidenschaftlichen Menschen, die auch die körperliche Stärke haben, einen Großteil ihrer Tage unter Wasser zu verbringen und die bereit sind, jederzeit in jeder Situation aufzuspringen. Die spezielle Frage ist, was sie – die zukünftigen Praktikanten – tun würden, wenn Sie einen Anruf vom Sicherheitsteam mitten in der Nacht erhalten. Bei so einem „Turtle Nesting Alert“ lautet die einzig qualifizierende Antwort: ”Ich wache auf und laufe sofort los!“

Ihre zweite große Liebe sind die Mantas. Sagen Sie uns, wie sammeln Sie Daten über die Tiere und wie versuchen Sie, sie zu erhalten?

Chiara Fumagalli: Wir haben auch ein Manta-ID-Projekt auf Coco Palm Dhuni Kolhu und bei all unseren Schnorchel- und Tauchausflügen sammeln wir ID-Bilder zum Verständnis dieser Spezies Bevölkerung beizutragen. Alle unsere Daten werden mit dem Manta Vertrauen geteilt, Studium Mantas auf den Malediven seit 2005. Dhuni Kolhu wir mit Stolz die obere Eins Resort für neu identifizierte Mantas in der ganzen Malediven waren nun im Jahr 2013 und 2014 warten wir wissen, ob wir waren immer noch die Nummer eins im Jahr 2015!

coco palm dhuni kolhu baa atoll tauchen Die gebürtige Mailänderin setzt sich in ihrem Berufsalltag für Schildkröten und Mantas ein – sie hat einige wichtige Schutzprojekte ins Leben gerufen und ist eine der wichtigsten Aktivistinnen, wenn es um den Tier- und Umweltschutz im Inselstaat geht. Foto: Sascha Tegtmeyer
Chiara Fumagalli im Einsatz: Die gebürtige Mailänderin setzt sich in ihrem Berufsalltag für Schildkröten und Mantas ein – sie hat einige wichtige Schutzprojekte ins Leben gerufen und ist eine der wichtigsten Aktivistinnen, wenn es um den Tier- und Umweltschutz im Inselstaat geht. Foto: Sascha Tegtmeyer

Wie können Sie Gäste des Resorts in ihrer Arbeit unterstützen?

Chiara Fumagalli: Wie ich oben bereits erwähnt habe, können die Gäste uns sehr gut unterstützen, indem sie brauchbare ID-Bilder von Meeresschildkröten und Mantas aufnehmen. Außerdem können sie schnell reagieren, wenn sie in der Nähe ihres Bungalows Nist-Akitivitäten von Meeresschildkröten beobachten. Beispielsweise hatten wir vor einiger Zeit ein Stammgast-Paar, vor dessen Strandvilla innerhalb einer Woche zwei Mal eine Meeresschildkröte genistet hat. Sie sind vom Lärm aufgewacht und morgens um 4 Uhr zur Rezeption gerannt, um das Nisten zu melden.

Außerdem können die Gäste unser Schutzprojekt durch den Kauf der bunten Schildkröte-Plüschtiere für 28.00 USD unterstützen: Alle profitieren, da die Einnahmen in den Aufbau des Turtle-Rescue-Center investiert werden. Beim Check-out haben sie auch die Möglichkeit, eine Spende von 10 Dollar pro Villa für den gleichen Zweck zu veranlassen.

Sie sind Meinungsführerin und Vorkämpferin für mehrere Initiativen auf den Malediven. Welche sind das und warum sind sie so wichtig?

Chiara Fumagalli: Es gibt so viele Umweltinitiativen auf den Malediven, für die es sich zu kämpfen lohnt! Ich versuche diese Initiativen zu unterstützen, wo ich kann. Vor allem bemühe ich mich sehr stark, die Einheimischen in der Bildung zu unterstützen und gemeinsam mit den anderen Meeresbiologen im Baa Atoll in den Schulen ein Verständnis für die Meeresbiologie und den Meeresschutz zu schaffen.

Außerdem versuchen wir, in den Resorts vorbildliches Handeln zu schaffen und immer die beste Praxis für nachhaltiges Handeln zu leben. Beispielsweise haben wir vor kurzem Kunststoffstrohhalme aus unseren Resort-Bars und -Restaurants mit biologisch abbaubaren Strohhalmen ersetz. Dies war ein deutliches Signal auch an andere Resorts, es uns gleichzutun!

coco palm dhuni kolhu dive ocean maldives Auf geht's zum Tauchplatz: Das Baa Atoll rund um Coco Palm Dhuni Kolhu ist ein Paradies für Taucher! Foto: Sascha Tegtmeyer
Auf geht’s zum Tauchplatz: Das Baa Atoll rund um Coco Palm Dhuni Kolhu ist ein Paradies für Taucher! Foto: Sascha Tegtmeyer

Würden Sie die Malediven als ein umweltfreundliches Land betrachten? Wie werden sich der Tourismus und der Naturerhalt in den nächsten Jahren entwickeln?

Chiara Fumagalli: Dies ist ein heikles Thema. Und um ehrlich zu sein, muss ich zugeben, dass die Malediven meiner Meinung nach bisher kein umweltfreundliches Land sind. Einige Initiativen wurden in den letzten Jahren gegründet, damit wir eine Verbesserung sehen können, aber im Allgemeinen ist es längst nicht genug. Wenn ich die Chance hätte, Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen durchzuführen, würde ich sofort mit einem nationalen und sofortigen Verbot von Plastikflaschen und Plastiktaschen beginnen. Touristen können eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Umwelt spielen: Heutzutage ist es mit einem hohen wirtschaftlichen Wert verbunden, wenn sie die Umwelt in ihrem Urlaubsland schützen. Das setzt voraus, dass Tourismusprojekte sinnvoll und nachhaltig geplant und umgesetzt werden. Das würde schon viel helfen.

Das Interview mit Chiara Fumagalli führte Sascha Tegtmeyer auf Coco Palm Dhuni Kolhu.

coco palm dhuni kolhu Sascha Tegtmeyer erkundet das Malediven-Paradies Coco Palm Dhuni Kolhu sowohl über als auch unter Wasser.
Sascha Tegtmeyer erkundet das Malediven-Paradies Coco Palm Dhuni Kolhu sowohl über als auch unter Wasser.

Warst du schon einmal auf den Malediven oder hast dich bei einer Meeresbiologin informiert? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren.

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